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Mann, Stehpult, Rede

Eindämmung des Tabakkonsums in der Schweiz: Schwachpunkte und Perspektiven

Ausgabe Nr. 142
Dez. 2024
Tabakprävention in der Schweiz

Forum. Das neue Tabakproduktegesetz (TabPG), das nach einem langwierigen und zähen Gesetzgebungsprozess am 1. Oktober 2024 in Kraft getreten ist, soll den regulatorischen Rahmen für den Konsum von Tabak und Nikotinprodukten modernisieren. Doch entspricht es wirklich den Erwartungen?

Mit dem TabPG wurde ein landesweites Verbot des Verkaufs von Tabak und Nikotinprodukten an unter 18-Jährige eingeführt, wodurch die Schweiz nach jahrzehntelangem Rückstand mit dem Rest Europas gleichzieht. Die grösste Herausforderung bleibt jedoch die effektive Durchsetzung dieses Verbots, insbesondere im Rahmen von Online-Verkäufen, wo die Alterskontrolle bei den Käuferinnen und Käufern völlig unzureichend ist.

Stärken und Schwächen des TabPG

Der am meisten umstrittene Aspekt des TabPG sind die darin enthaltenen Massnahmen gegen Tabakwerbung. Obwohl die Initiative «Kinder ohne Tabak», die im Februar 2022 von 56,6 Prozent der Bevölkerung deutlich angenommen wurde, den Schutz Jugendlicher vor Tabakwerbung anstrebte, wurden diese Einschränkungen durch parlamentarische Änderungsanträge unter dem Einfluss der Tabaklobby erheblich abgeschwächt. So wird trotz der klaren Absicht der Initiative in vielen Medien weiterhin häufig Werbung betrieben. Wir sind der Ansicht, dass die derzeitige Auslegung von Artikel 118 Absatz 2 Buchstabe b durch das Parlament verfassungswidrig ist.


Mit dem TabPG wurde das Rauchverbot in geschlossenen öffentlichen Räumen auch auf elektronische Zigaretten ausgeweitet und eine geringe Besteuerung dieser Produkte eingeführt. Da Importeure von Einweg-Puffs Nettogewinne von über 800 Prozent erzielen können, bezweifeln wir, dass diese geringe Besteuerung einen wesentlichen Einfluss auf den Verkauf haben wird.

Immer noch bestehende Lücken

Die Aktualisierungen der Warnhinweise auf den Zigarettenpackungen sind minimal, da die Bilder auf der Rückseite verbleiben. Die erreichten Standards entsprechen kaum denjenigen der EU im Jahr 2014, während andere Länder bereits neutrale Verpackungen einführen oder die Verkaufsstellen dazu verpflichten, die Produkte nicht offen auszulegen. Obwohl die EU-Menthol im Jahr 2020 verboten hat, geht das Gesetz nicht auf Aromen oder Zusatzstoffe ein, welche die Nikotinsucht verstärken. Für Produkte wie Snus oder Nicotine Pouches (Nikotinbeutel), die bei Jugendlichen sehr beliebt sind, legt es keine Höchstgrenze für den Nikotingehalt fest.

Bedenklicher Konsum

Die Erhebung Gesundheit und Lifestyle aus dem Jahr 2023 offenbart alarmierende Konsumraten, wobei 23,3 Prozent der 15- bis 17-Jährigen und 44,8 Prozent der 18- bis 24-Jährigen regelmässig mindestens ein Tabak- oder Nikotinprodukt verwenden. Diese Statistiken zeigen eine bedenkliche Entwicklung des Konsums dieser Produkte bei Jugendlichen auf.

Im Jahr 2023 wurden gemäss Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit über eine Milliarde Tabakprodukte zum Erhitzen verkauft, wodurch der Rückgang des Verkaufs herkömmlicher Zigaretten fast vollständig kompensiert wurde.  Entgegen den Behauptungen der Industrie sind Tabakprodukte zum Erhitzen nicht weniger gefährlich als herkömmliche Zigaretten, was diese Zahlen besonders alarmierend macht.

Unser Land bräuchte eine weitaus strengere Gesetzgebung und einen klaren politischen Willen im Parlament, um die durch die Interessen der Tabakindustrie entstandenen Hürden zu überwinden. Obwohl Tabak der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für die meisten nicht übertragbaren Krankheiten ist, scheint die Schweiz auf eine immer stärkere tabak- und nikotinbelastete Generation zuzusteuern.

Kontakt

Luciano Ruggia
Geschäftsführer Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz

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